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Klassen und Hierarchien, Kontrastpaare und Toposgruppen: Formen struktureller Eroberung und literarischer Vereinnahmung der Tierwelt im alten China


Seiten 171 - 195

DOI https://doi.org/10.13173/zeitdeutmorggese.162.1.0171




Human-Animal relationships recently became an important issue in anthropological and historical studies. They mostly confine to Western cultures. This article examines the scholarly approaches to this relationship in traditional China with a focus on the methods and concepts of ordering and classifying the abundance of animal species the Chinese scholars had read about or had personally encountered. In addition to morphological or biological principles such as ‘water birds’ or ‘animals with fur’, moral and other abilities of species were equally valid as organising principle. For example, classes appropriate for geese with good manners or a talking tortoise were established. The article outlines the full spectrum of classification schemes used and introduces the central works relevant to the question of animal taxonomy in China.

Berlin

1 In der modernen Wissenschaftsgeschichte spielen die positivistischen, teleologischen Narrationen der 60er Jahre zunehmend keine Rolle mehr. In China dienten, bzw. dienen sie z. T. immer noch, vor allem der kulturellen Selbstbehauptung und der Suche nach chinesischen Vorgriffen auf westliche moderne Wissenschaften. Ein recht neues Beispiel für die letztgenannte Herangehensweise ist Guo Fus „Geschichte der Zoologie des chinesischen Altertums‟ (郭郛: Zhongguo gudai dongwuxue shi 中国古代动物学史. Beijing 1999); als nur ein Beispiel für ein Gegenstück zu dem dort vertretenen Ansatz sei hier Harriet Ritvos The platypus and the mermaid, and other figments of the classifying imagination (Cam./Mass 1997) genannt.

2 Die bekannteste Referenz für die beiden Termini im Zhouli findet sich im Zusammen hang mit der Zuordnung bestimmter Pflanzen, Tiere und Menschentypen zu den fünf Landschaftsformen (Zhouli zhushu 周禮註疏, Diguan situ 地官司徒, juan 10, Edition Shisanjing zhushu 十三經註疏. (Red.) Ruan Yuan 阮元 (Beijing: Zhonghua shuju 1980, S. 702.2–3). Zur Datierung des Zhouli vgl. William Boltz: „Chou li.‟ In: Michael Loewe (Hrsg.): Early Chinese Texts: A Bibliography Guide. Berkeley 1993, S. 24–32.

3 HouHan shu 後漢書. Komm. Fan Ye 范曄, juan 92, Kapitel: Lüli 律歷 2, S. 11 a (Edition Bonaben Ershisi shi. Shanghai 1930).

4 John Fryer veröffentlichte 1894 einen kleinen Band zur Einführung in die Zoologie mit dem Titel Dongwu xuzhi 動物須知 („Was man über Tiere wissen sollte‟; in: Kexue xuzhi 3. Slg. 科學須知, 三集, Shanghai 1882–1898, s. Wang Yangzong 王揚宗: Fulanya yu jindai Zhongguo de kexue qimeng 傅蘭雅與近代中國的科學啟蒙. Beijing 2000, S. 102–103, 131). 1886 erschien in der Reihe Gezhi qimeng 格致啓蒙 („Einführung in die Westlichen Wissenschaften‟), herausgegeben von Joseph Edkins und Robert Hart, eine ähnliche „Einführung in die Zoologie‟ (Dongwuxue qimeng 動物學啓蒙; nachgewiesen z. B. in Beijing tushuguan putong guji zongmu 北京圖書館普通古籍總目. Beijing 1995, Nr. 0062). Ende des 19. Jahrhunderts kursierten als Konkurrenten für dongwu aber auch Begriffe wie bai chong 百蟲 („hundert [= alle] Biester‟]) oder bai shou 百獸 („hundert [= alle] Vierbeiner/Säugetiere‟). Zu chong und shou siehe weiter unten. Als Terminus, der Pflanzen und Tiere einschloss, ist zudem huo wu 活物, „belebte Dinge‟, belegt (s. z. B. Mary Ann Holbrooks [= Hou Meian 厚美安] Huowu xue 活物學, „Lehre von den belebten Dingen [= Biologie]‟, o. O. 1889 (nachgewiesen z. B. in Beijing tushuguan putong guji zongmu, Nr. 1174).

5 Francine Fèvre hat sich in einem Aufsatz speziell mit dem Terminus chong auseinandergesetzt (F. Fèvre: „Drôles de bestioles: Qu'est-ce qu'un chong.‟ In: Anthropozoologica 18 [1993], S. 57–65). Sie konstatiert, dass chong in der Regel das Abstoßende, Eklige der so bezeichneten Tiere impliziere. Ist diese Charakterisierung auch für viele Anwendungsbeispiele plausibel, so trifft sie jedoch auf z. B. das Ming-zeitliche Chongtian zhi (s. u.) und andere Titel nicht zu.

6 Neben der strengen Hierarchie, die mit dieser ‚Leiter‘, die von Gott bis zu den Steinen reichte, angelegt wurde, war die scala naturae vor allem verknüpft mit der Idee der Unveränderlichkeit der Arten. Dass sich eine Art aus der anderen entwickelt hat, also nicht in sich stabil ist, war eine der besonders beunruhigenden Konsequenzen aus Darwins Evolutionstheorie. Zur Great Chain of Being vgl. A. O. Lovejoy (Cambridge/Mass. 1936), zur Entstehung der biologischen Evolutionstheorie vgl. Wolfgang Lefèvre (Frankfurt a. M. 2009). Aus Aristotelischer Perspektive war es vor allem der Anteil an den drei verschiedenen Seelen, der die belebte Welt in eine Hierarchie brachte. Die Pflanzen standen danach am unteren Ende der Hierarchie, da sie nur über Stoffwechsel, d. h. eine vegetative Seele verfügten. Tiere konnten sich zudem bewegen und hatten Emotionen, besaßen also zusätzlich eine sensitive Seele. Allein der Mensch als Krone der Schöpfung verfügte auch über eine rationale Seele respektive über Vernunft.

7 Ye Ziqi 葉子奇 (Ming): Caomuzi 草木子, juan 1, S. 14b–15a, Kapitel: guan wu 觀物 (Edition Wenyuange Siku quanshu, Faksimile. Shanghai 2003, Bd. 866, S. 742).

8 Caomuzi, ibid.

9 „二足而羽謂之禽,四足而毛謂之獸。‟ (Erya xia 爾雅下, Kapitel: shi niao 釋鳥, juan 17, S. 12 b [Edition Sibu congkan chubian, Jingbu. Shanghai 1927/1928]).

10 „有足謂之蟲,無足謂之豸。‟(Erya xia, Kapitel: shi chong 釋蟲, juan 15, S. 9 b [ibid.]).

11 Die Aufteilung der Tiere zwischen ‘wilden’ shou und ‘domestizierten’ chu ist zudem nicht konsequent: zusammen mit dem Pferd findet sich unter den chu das Wildpferd; auf der anderen Seite unter den shou neben dem wichtigsten Fleischtier Chinas, dem Hausschwein, auch das Wildschwein eingeordnet.

12 Diese „Erläuterung‟ (shu 疏) wurden der Gruppe der yu 寓 erst im 10. Jahrhundert von Xing Bing 邢昺, beigefügt (Erya zhushu 爾雅註疏, juan 10. Edition Shisanjing zhushu, ibid., S. 2652.1). Sie wird später z. B. an so prominenter Stelle wiederholt wie der Ming-zeitlichen Materia medica des Li Shizhen, dem Bencao gangmu, der ebenfalls eine Untergruppe für ‚Affenartige‘ einrichtet (s. u.).

13 „甲散,散為鱗‟ (Huainanzi 淮南子. (Hrsg.) Liu An 劉安 et al., (Komm.) Gao You 高誘, juan 5 (Edition Zhuzi baijia congshu. Shanghai: Shanghai guji chubanshe 1989, S. 48.1).

14 „鱗散(而為)羽‟ (Huainanzi, S. 51.1).

15 „羽落而為蠃‟ Huainanzi, S. 52.2).

16 Zou Shuwen 鄒樹文: Zhongguo kunchongxue shi 中國昆蟲學史 („Geschichte der chinesischen Entomologie‟). Beijing 1981, S. 46 und S. 52 (fubiao 附表二).

17 „寒,倮者衣毛‟ (Huainanzi, S. 53.2).

18 Dong Zhongshu 董仲舒: Chunqiu fanlu 春秋繁露, juan 13, Abschnitt: Wuxing shunni 五行順逆 (Edition Zhuzi baijia congshu. Shanghai 1989, S. 78–79). Die Leittiere, Embleme oder auch Essenzen (jing 精) der vier Tiergruppen werden auch als si ling 四靈, die „Vier magischen/göttlichen [Wesen]‟ bezeichnet (vgl. z. B. Da Dai Liji 大戴禮記. (Han) Dai De 戴德, (BeiZhou) Lu Bian 盧辯 (Komm.), juan 5, S. 8b (Edition Sibu congkan chubian 四部叢刊初編). Ling ist eine Qualität, die nur den Leittieren zueigen ist. Der Mensch verfügt standardmäßig über diese Eigenschaft und so wird der Weise/Überirdische shengren 聖人, der ebendort als Emblem und Essenz der „Nackten‟ (hier der Menschheit) angegeben wird, nicht als Fünfter der Gruppe gezählt. Zum Begriff ling siehe auch Ulrich Unger: Grundbegriffe der altchinesischen Philosophie. Ein Wörterbuch der Klassischen Periode. Darmstadt 2000.

19 Synonym zu niao für Vögel, shou für Säugetiere und yu für Fische werden oft die Bezeichnungen der ‚Oberflächen‘ - yu Federn, mao Fell und lin Schuppen - verwendet. Li Shizhen markiert in seiner Gruppe der ‚Geschuppten‘ lin 鱗 eine Gruppe als yu 魚, Fische, und eine Untergruppe als „schuppenlose Fische‟ wulin yu 無鱗魚, als welche er u. a. Aal, Shrimp, Seepferdchen, Delphin etc. klassifiziert. Zu Li Shizhen und seinem Bencao gangmu siehe weiter unten und Tab. 3.

20 Zou Shuwen und andere haben verschiedentlich versucht Äquivalente aus der modernen westlichen Biologie für die niao-shou-chong-yu Gruppen anzugeben. Danach enthalten yu neben Fischen auch Amphibien und Reptilien, chong Gliederfüßler und Würmer, und shou und niao werden mit Säugetieren (Mammalia) respektive Vögeln (Aves) gleichgesetzt. Zou weist im weiteren dann auf eine Reihe von Zuordnungen hin, die im Zuge dieser Identifikationen als „falsch‟ gewertet werden müssen. Die Fledermaus, nach moderner Klassifikation ein Säugetier, z. B. findet sich wegen ihres sinngebenden Zeichenteils chong gelegentlich mit den ‚Wimmelnden‘ zusammen oder, wegen ihrer Flugfähigkeit, unter den niao. Diese beiden Zuordnungen werden aber erst dann falsch, wenn man die Gruppen chong und niao mit den modernen Termini „übersetzt‟.

21 Das Original dieses farbig illustrierten Manuskripts befindet sich im Besitz des Pharmakonzerns Takeda in Osaka, Japan. Eine farbige Reproduktion einer Ming-zeitlichen Kopie dieses Werks aus dem Bestand der italienischen Nationalbibliothek in Rom ist 2002 in der VR China erschienen (Yuzhi Bencao pinhui jingyao 御制本草品汇精要. 36 Bde. Beijing: Jiuzhou chubanshe 2002, Bd. 1, S. 13–15). In der Einführung zu dieser Publikation wird darauf hingewiesen, dass bis zu 16 Abschriften des Bencao pinhui jingyao nachgewiesen sind, die sich heute jedoch nahezu alle in ausländischen Bibliotheken befinden.

22 Für eine Erläuterung der Termini caturyôni und upapāduka (resp. opalātika), siehe R. E. Buswell (Hrsg.): Encyclopaedia of Buddhism. New York 2004.

23 Geht man von einer konsistenten Verwendung von sheng, geboren/gebärend, in den vier Termini aus, kann man tai sheng, wie oft vorgeschlagen, eigentlich nicht mit vivipar übertragen, da vivipar ‚lebendgebärend‘ bedeutet und es dann für z. B. shi sheng ‚im Feuchten geboren/entstehend‘ keine sinnvolle parallele Übertragung gibt. Da der Fokus in der Verwendung des Termini auf „lebend geboren‟ liegt, wird hier daran festgehalten und nicht wörtlich „im Schoß geboren/entstehend‟ verwendet.

24 Yuzhi bencao pinhui 2002, juan 30 (= Bd. 27, S. 3719). Der Igel (wei 蝟) wird auch in anderen chinesischen Ordnungen als chong, ‚wimmelnd‘, klassifiziert, da sein Schriftzeichen das Radikal chong 虫, aufweist. Die Klassifizierung der Ratte als chong wird im Bencao pinhui jingyao im Zusammenhang mit der von ihr verwendeten ‚niederen Ingredienzien‘ (xia pin 下品) erläutert. Nur der Kot einer männlichen Ratte (mu shu 牧鼠) wird hier als medizinisch wirksam angegeben. Dass der Kot von einer männlichen Ratte stammt, könne man an der Form erkennen, denn nur dieser ist an beiden Enden spitz (Yuzhi bencao pinhui 2002, juan 31 = Bd. 28, S. 3883–4).

25 Die Viper (futuo 蝮蛇) als Beispiel eines lebend geborenen, geschuppten Lebewesens findet sich Yuzhi bencao pinhui 2002, juan 31 (= Bd. 28, S. 3933). In der modernen westlichen Biologie wird hierfür auch der Begriff Ovoviviparie verwendet.

26 Der Mistkäfer (qiangliang 蜣螂) findet sich Yuzhi bencao pinhui 2002, juan 31 (= Bd. 29, S. 4003).

27 Unter diesen neun Spezies finden sich z. B. der Maulwurf (yan 鼴) und der Hermelin (you 鼬), siehe Li Su 李蘇: Jian wu 見物, juan 2, S. 12a–13b (In: Xiyinxuan congshu 惜陰軒叢書. [Hrsg.] Li Xiling 李錫齡, Bd. 10).

28 Die Idee, ähnliche Spezies innerhalb des Fundus zu Serien zusammenzufassen, wird im Grunde schon im Erya mit der Gruppe der ‚Rattenartigen‘ und der Feingliederung der domestizierten Tiere in Huhn, Rind etc. vorgemacht. Dort, wie auch im Bencao gangmu und Rufan (zu beiden siehe unten), werden solche Serien jedoch mit ‚Modelltieren‘ markiert und somit explizit gemacht. Ein herausragendes Beispiel für eine nicht explizite Substruktur aus morphologischen Verwandtschaften stellt Tu Benjuns „Ausführungen zu den Meerestieren Fujians‟ (Minzhong haicuo shu) von 1596 dar. Alle Aalartigen stehen hintereinander, Karpfenvarianten und -verwandte sind zu Serien arrangiert etc. Liu Changzhi hat unter den 167 geschuppten und 90 gepanzerten Meerestieren, die Tu Benjun in seinem Werk behandelt, insgesamt 41 bzw. 17 solcher Unter- oder Teilgruppen identifiziert (Liu Changzhi 劉昌芝: „Woguo xiancun zui zao de shuichan dongwu zhi – Minzhong haicuo shu‟ 我國現存最早的水產動物志 – 閩中海錯疏. In: Ziran kexueshi yanjiu 自然科學史研究 1,4 [1982], S. 333–338).

29 Li Shizhen 李時珍: Bencao gangmu 本草綱目, juan 39: mulu, S. 1a–b (Siku yixue congshu 四庫醫學叢書. Shanghai: Shanghai guji chubanshe 1991, Bd. 774, S. 172).

30 Die „kleinen Wimmelnden‟ (xiao chong 小蟲) nehmen die niedrigsten Funktionen ein, die Tiere laut Kaogong ji im Ritual ausüben können. Sie dienen lediglich der Ziselierung und Ornamentik (diaozhuo 雕琢) und füllen den Raum zwischen den eigentlichen Motiven im Dekor der rituellen Glocken, Klangsteine etc. Diese ‚eigentlichen‘ Motive stellen Tiere aus den Gruppen der Kurzfelligen (luo 倮, wörtlich eigentlich „Nackten‟), Geschuppten (lin) und Gefiederten (yu) dar. Einen dritten Bereich, in dem Tiere im vom Kaogong ji dargelegten Ritual eine Funktion ausüben, sind die Opfergaben. Hier werden die „Fetten‟ (zhizhe 脂者) und „Tranigen‟ (gaozhe 膏者), respektive Rind und Schwein, verwendet. Das Kaogong ji ist Teil des Zhouli 周禮, der Riten der Zhou, und wird wie dieses circa auf die Zeit der Streitenden Reiche datiert. Für eine kurze Einführung zum Zhouli siehe Loewe 1993, S. 24–32.

31 Übersetzung stammt aus Raimund Th. Kolb: Die ostasiatische Wanderheuschrecke und ihre Bekämpfung. Habilitationsschrift, FU Berlin 1993, S. 60 (erschienen Heidelberg 1996). Die Schriftzeichen aus dem chinesischen Original habe ich zur Orientierung nachgetragen.

32 Allein in Li Yuans Index zu seinem Werk Rufan 蠕範, (siehe unten und Tab. 4) deutet sich eine gewisse Verwandtschaft an. Li Yuan bildet die zwei Untergruppen ‚nackte‘ (luo chong 裸蟲) und ‚gepanzerte‘ (jie chong 介蟲) nach der ‚Oberfläche‘, die zwei Untergruppen ‚laufend‘ (zou chong 走蟲) und ‚fliegend‘ (fei chong 飛蟲) nach der Fortbewegungsart.

33 Der Titel Rufan lässt sich mit „Großer Plan (範) von allem was kreucht und feucht (蠕)‟ übertragen. Es wurde 1791 zusammen mit sechs anderen Werken Li Yuans von Li selbst in Druck gegeben. Die bekannteste Ausgabe der Rufan heute ist die interpungierte Ausgabe des Congshu jicheng (tome 1358), die auf einer Adaption der dritten erweiterten Drucklegung des Textes von 1874 beruht. Letztere wurde durch einen Urenkel Li Yuans initiiert (vgl. Jin Yuns 錦雲 Bu zhi 補志. Ein Faksimile der Drucklegung vom 1874 ist enthalten im Siku weishoushu jikan 四庫未收書輯刊, Beijing 2000, Slg. 10, Bd. 12).

34 Der Drache führt in Li Yuans Klassifikation nunmehr die Untergruppe der ‚Schlangen artigen‘ an und auch die anderen ‚Drachenartigen‘ Li Shizhens, wie die Eidechse und der Alligator (tuo 鼉), finden sich dort. E 鰐, ebenfalls in der Regel als Alligator oder Krokodil identifiziert, wird hingegen den „seltsamen Fischen‟ (yi yu 異魚) zugerechnet.

35 Das Werk hat die CAS-Signatur 2907.218–266 und umfasst nicht wie im Katalog und im Inhaltsverzeichnis des Werkes angegeben 108 sondern 110 juan. Es ist zudem nicht mehr vollständig, sondern der erste Teil der Abteilung ‚Wimmelnde‘ (chong bu, juan 1 bis 9) sowie der entsprechende Teil des Inhaltsverzeichnisses fehlen. Die Einschätzung der Datierung basiert auf den im Werk zitierten Titeln. Die noch verfügbaren Bände enthalten insgesamt 1.312 Einträge.

36 Die Abschnitte sind dann der einen Spezies gewidmet und dienen nicht nur dem Belegen der in der Gruppenzuordnung ausgewiesenen Fähigkeit. Der Sperling z. B. wird unter „lesen können‟ klassifiziert (Shen Hongzheng [Ming]: Chongtian zhi, juan 9, 5a–7a, que shi zi 雀識字. Faksimile in: Siku quanshu cunmu congshu. Ji'nan 1995, zibu, Bd. 80), doch finden sich im Abschnitt dann auch Referenzen, der ihn als Überbringer von Briefen oder als Tänzer beschreiben.

37 Roel Sterckx: The Animal and the Demon in Early China. New York 2003, S. 43. 2005 ist zur „Animal Classification in Ancient China‟ vom selben Autor zudem ein Artikel erschienen, der wiederum denselben zeitlichen Rahmen betrachtet und China für diese Zeit im Fazit feststellt, dass „classification through integration and correlation prevailed over classification through differentiation‟ (in: East Asian Science, Technology, and Medicine 23 [2005], S. 18–53, hier S. 47). Dass für Werke späterer Autoren aber oft auch gerade eine Differenzierung bis hinunter auf die Ebene des Individuums einer Spezies wichtig war, zeigen z. B. Titel wie die Jiang Zaiyongs zu Goldfischen (s. u. Fn. 40).

38 Die berühmte landwirtschaftliche Monographie des 5. Jahrhunderts Qimin yaoshu 齊民要術 gibt an, Zitate aus vor-Hanzeitlichen Werken z. B. zu Pferden oder Karpfenzucht zu enthalten. Hinzu kommen Schriften wie z. B. eine Monographie über die Physiognomie von Hunden, die in einem Grab des 2. Jh. v. u. Z. in Yinqueshan gefunden wurde (Li Ling 李零: Zhongguo fangshu gaiguan 中國方術概觀. Beijing 1993, Bd.: Xiangshu juan 相術卷, S. 11–12).

39 Zieht man allein Monographien in Betracht, die sich auf Tiere bzw. eine klar definierte Untergruppe oder auch nur eine Spezies beschränken, so konnte ich eine Zahl von 189 Titeln ermitteln: 80 zu allen Tieren oder den shou, je 42 zu Vögeln und Fischen und 25 zu chong. Diese Schriften gehören sämtlich zum literarisch und bibliographisch definierten Genre der pulu 譜錄, ‚Abhandlungen und Auflistungen‘. Einen kurzen Überblick gibt mein Aufsatz „Neue Formen für neue Themen: pulu 譜錄, als bibliographische Kategorie und als Schriften zu Sach- und Naturkunde‟ (in: Florian C. Reiter (Hrsg.): Das Reich der Mitte - in Mitte. Studien Berliner Sinologen. Wiesbaden 2006, S. 59–70), ausführlicher hierzu siehe Martina Siebert: Die bibliographische Kategorie der pulu. Abhandlungen und Auflistungen zu materieller Kultur und Naturkunde. Wiesbaden 2006 (310 S.). Ein nach Themen gegliedertes Handbuch zur pulu-Literatur, in dem u. a. diese 189 Titel zu Tieren vorgestellt und untereinander in Beziehung gesetzt werden, ist in Vorbereitung.

40 Jiang Zaiyong 蔣在雍 (Qing): Zhuyu pu 朱魚譜. 1 juan (Faksimile des Manuskripts, in: Xuxiu Siku quanshu congshu, Bd. 1120, S. 587–600).

41 Siehe hierzu auch Nathan Sivin: „On the Limits of Empirical Knowledge in Chinese and Western Science.‟ In: Ders.: Medicine, Philosophy and Religion in China. Researches and Reflections. Aldershot 1995, Teil V.

42 Francesca Bray hat in ähnlicher Weise einen anderen Blick auf die Klassifikation von Nutzgetreide eingefordert, siehe ihr „Essence and Utility. The Classification of Crop Plants in China.‟ In: Chinese Science 9 (1989), S. 1–13.

43 Vgl. Jian wu (1581) juan 1, 2a—b.

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