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Zur Problematik der Apokalypse im Zoroastrismus


Seiten 147 - 158

DOI https://doi.org/10.13173/zeitdeutmorggese.163.1.0147




Berlin

1 Zugleich Besprechung von Shahrokh Raei: Die Endzeitvorstellungen der Zoroastrier in iranischen Quellen. Wiesbaden: Harrassowitz 2010. 244 S. (Göttinger Orientforschungen. Reihe 3: Iranica N. F. 6.) ISBN 978-3-447-06162-9. € 58,—.

2 Zum „ersten Dasein‟ (ahu- pauruiia-) s. Y 28.11, 33.1, 48.6, s.a. Y 43.5, 44.2, 45.3; zum „letzten Dasein‟ s. u. Y 43.5, Y 51.6.

3 H. Humbach: Die Gathas des Zarathustra. Band I: Einleitung, Text, Übersetzung, Paraphrase. Band II: Kommentar. Heidelberg 1959.

4 Siehe besonders Humbach 1959, II, S. 60. Eigenartigerweise fließt in Humbachs „Vorbemerkung‟ zu Y 45 das Bestreiten der kosmogonischen Auslegung mit einer für Y 45 postulierten Weltalterlehre zusammen.

5 Siehe z. B. dieselbe „Vorbemerkung‟ zu Y 45.

6 Zum Beispiel wird saošiiaṇt- nicht länger als eine apokalyptische Figur verstanden (s. u.; schon Humbach 1959 übersetzte „kraftspendend; Kraftspender‟, verstand diesen Kraftspender jedoch als einen „erhoffte<n> Herrscher‟ [I, S. 140]), aiiah- „Metall‟ (s. bes. Y 51.9 [Raei S. 25 f.]) nicht länger mit dem aus späterer Literatur bekannten apokalyptischen Metallstrom in Beziehung gesetzt, und auch fərašə̄m. kərənaon. ahūm. (Y 30.9 [Raei S. 24]) verliert seinen traditionellen Bezug auf die Endzeit.

7 Ph. Kreyenbroek: „Millennialism in the Zoroastrian Tradition. In: A. Amanat / M. Bernhardsson: Imagining the End: Visions of Apocalypse from the Ancient Middle East to Modern America. London / New York 2002, S. 33–55, 339–344.

8 Auch in literaturhistorischer Hinsicht zeigt das ZWY Unebenheiten. Bekanntlich hat nicht zuletzt der Titel des Werkes zu Kontroversen darüber geführt, ob dieses tatsächlich das Zand eines (sonst verlorenen) Hymnus auf Vohu Manah oder ein Textprodukt der Pahlavi-Literatur im eigentlichen Sinne darstellt. Diese Diskussion konnte auch Raei nicht zu einem Abschluß führen, doch bringt er ihr die m. E. vollkommen richtige Beobachtung bei, daß sich das ZWY in vier Textabschnitte gliedern lasse (Kap. 1/2, 3–5, 6/7, 8/9), die verschiedene Traditionen vereinen (er nennt das Werk einen „Sammelband apokalyptischer Texte‟) und auch literarisch voneinander differieren.

9 Raei versucht indes S. 228 f., die Weltalterlehre als einen kontinuierlichen Prozeß der Verschlechterung zu begreifen.

10 W. Sundermann: „The Zoroastrian and Manichaean demon Āz.‟ In: Paitimāna. Essays in Iranian, Indo-European, and Indian Studies in Honor of Hanns-Peter Schmidt. 2 vols. Ed. by S. Adhami. Costa Mesa, California 2003, S. 328–338.

11 D. h. der Menschen.

12 Vgl. die manichäische Vorstellung von den „stinkende<n>, faulige<n> Fleischeskörper<n>‟ (H. Schmidt-Glintzer: Chinesische Manichaica. Mit textkritischen Anmerkungen und einem Glossar. Wiesbaden 1987, S. 21).

13 Vgl. damit die berühmte sasanidische Formel vom cihr az yazdān.

14 Deren Verhältnis hat jüngst K. Rezania: „Zurvan: limitless time or timeless time? The question of Eternity and time in Zoroastrianism.‟ In: Journal of the Cama Oriental Institute 68 (2008), S. 48–71, sehr klar bestimmt.

15 Mittlerweile ist eine grundlegende Studie zum Zeitproblem im Zoroastrismus erschienen: K. Rezania: Die zoroastrische Zeitvorstellung. Eine Untersuchung über Zeit- und Ewigkeitskonzepte und die Frage des Zurvanismus. Wiesbaden 2010.

16 Vgl. A. Hintze: „The Rise of the Saviour in the Avesta‟. In: C. Reck / P. Zieme (Hrsg.): Iran und Turfan. Beiträge Berliner Wissenschaftler, Werner Sundermann zum 60. Geburtstag gewidmet. Wiesbaden 1995 (Iranica 2), S. 77–98:77.

17 Raei folgt durchgängig der Humbach-Lektüre von 1991 (H. Humbach: The Gāthās of Zarathushtra and the Other Old Avestan Texts. In collaboration with J. Elfenbein and P. O. Skjærvo. Part I: Introduction—Text and Translation. Part II: Commentary. Heidelberg 1991).

18 J. Kellens: „Saošiiaṇt-.‟ In: Studia Iranica 3 (1974), S. 187–209; vgl. Kellens / Pirart 1988–1991, II, S. 313, 316.

19 A. Hintze: Der Zamyād-Yašt. Edition, Übersetzung, Kommentar. Wiesbaden 1994, S. 151–157; auch Hintze 1995.

20 Kellens wie Hintze gehen von derselben Wurzel su- (ved. śu-) und deren intransitiver Bedeutung in saošiiaṇt- aus. Schon im Avestischen (wie dann in der PÜ [→ sūdōmand]) wird das Wort saošiiaṇt- mit der Wurzel su- „gedeihen‟ zusammengebracht (Vr 11.12–13 sauuaηhō. … saošiiaṇtō., Y 70.4 saošiiaṇtō. dax́iiunąm. suiiamna. und besonders Yt 13.129 saoš́iiąs. yaϑa. vīspəm. ahūm. astuuaṇtəm. sāuuaiiāṭ.).

21 Hintze 1995, S. 87, zit. in Raei, S. 30.

22 Einer vollständigen Analyse müßten all jene Stellen der Pahlavi-Literatur zugeführt werden, deren Herkunft aus der Übersetzung des Avesta klar bestimmt werden kann.

23 Wir können bekanntlich über deren absolutes wie relatives Verhältnis nur sehr wenig sagen. In literarischer Hinsicht ist lediglich festzustellen, daß der jungavestische den altavestischen Korpus voraussetzt, nicht aber umgekehrt

24 Ich vermute, daß unser Blick auf die avestische Religion und Lebenswelt ein anderer wäre, hätte Bartholomae die Belege im Altiranischen Wörterbuch nach Textgruppen geordnet.

25 Vgl. für die gāϑischen Belege Kellens 1974, S. 202.

26 Möglicherweise also eine Selbstbezeichnung der Priester (s. besonders Y 14.1 [Hintze 1995, S. 89]). Zur Vorstellung des 1 Sōšyans als Priester in der späteren Literatur s. PRDd 48.49, WZ 35.16.

27 Vgl. Kellens 1974, S. 205.

28 Vgl. J. Josephson: The Pahlavi Translation Techniques as Illustrated by Hōm Yašt, Uppsala 1997, S. 43 n. 4.

29 Siehe dazu Hintze 1995, S. 94 f. Eine Entwicklung von Appellativen und Gruppennamen zu Eigennamen bzw. Individualbegriffen läßt sich innerhalb des Zoroastrismus jedoch mehrfach nachweisen, so z. B. av. jahi- > Jeh (in GrBd), vipta-/vaēpaiiaṇt- > Wīftag/Wēbēnīdag, und könnte also auch eine generelle Tendenz darstellen.

30 Ein Zusammengehen beider Konzepte in Y 70.1–4.

31 Obgleich die obige Analyse in verschiedener Hinsicht mit der Hintzes 1995 übereinstimmt, kann ich Hintze doch in dem Versuch, einen alt- und jungavestische Texte, priesterliche wie aristokratische Tradition umgreifenden eschatologischen Begriff vom saošiiaṇt- zu reetablieren (s. Hintze 1995, S. 95), nicht zustimmen. Die Differenzen sind m. E. größer als die Gemeinsamkeiten.

32 Keine Belege im Yasna Haptaηhāiti. Es ist bemerkenswert, daß die Gāϑās erst an dem Moment die Saošiiaṇt-Problematik aufnehmen, da Zaraϑuštra seine Lebensseele (uštā̆na-) aufgegeben (433.14) und das Opfer vollzogen hat (434.1 ff.), das Zaraϑuštras Totenseele (uruuan) in die Präsenz Gottes bringt (Y 43).

33 Beide mit „Weg‟-Motiv (Y 34.13 aduuānəm.; Y 53.2 ərəzūš. paϑō.).

34 Zu dessen futurischem Moment s. Hintze 1995, S. 88 f.

35 mąϑrəm. saošiiaṇtō. „Spruch des S.s‟; es folgt Zitat Y 43.6 c, so daß man unter saošiiaṇtō. Zarathustra verstehen kann.

36 Ein Beleg verweist auf Sg. (Yt 19.89).

37 Meines Erachtens ist die von Shaked für den Zoroastrismus der mittleren Periode vorgenommene Diversifizierung auf die ältere Zeit auszuweiten. Auch hier findet sich eine stark ritualisierte Priesterreligion (Yasna, Vīdēvdād u. a.), eine Religionsform der Aristokratie (z. B. mit großen Tieropfern, besonderer Verehrung etwa des Miϑra, der Anāhitā; s. einige Yašts, die Achämenidenreligion) sowie ein (vorwiegend der Medizin eingebetteter) Zauberkultus.

38 Für kū?

39 M. Molé: La légende de Zoroastre selon les textes Pehlevis. Paris 1967, S. 218.

40 be ← vi-.

41 Siehe zu diesem M. Jaafari-Dehaghi: Dādestān ī Dēnīg. Part I: Transcription, Translation and Commentary. Paris 1998, S. 179. Eine Lesung duš-baxtar (vgl. np. bad-baxt) ist wohl nicht unproblematischer.

42 Und ist nicht, wie die Armenfürsorge, ein Seelenheil.

43 B 522.22–523.3.

44 Siehe auch F. M. Kotwal / Ph. Kreyenbroek: The Hērbedestān and Nērangestān. Vol. IV: Nērangestān, Fragard 3, Paris 2009, S. 54–55.

45 kirb <ud> ēwēnag <ī> druz-menīd, vgl. tan ud ēwēnag „Körper und Gestalt‟ (PY 1.1), druxš-manah- → druz-menišn Yt 1.18 (s. schon Molé 1967, S. 223).

46 Zum aka- manah- im Körper vgl. PV 19.4, Y 47.5; die PÜ von acišta- manah- lautet Y 30.6, 32.13 wattar pad menišn.

47 &equals; np. zūš.

48 C. Cereti: The Zand ī Wahman Yasn. A Zoroastrian Apocalypse. Roma 1995, S. 136/153 las wenig überzeugend ud xwurdag nidom-bunīg <ud> nērōg-kār-zanišn <ud> pēšyār-wiš hēnd „and will be small and of lowest stock and of mighty blows and will piss venom‟.

49 Im Pāzand nicht vorhanden, E. K. Antiâ: Pâzend Texts. Collected and Collated. Bombay 1909, S. 44. In der np. Fassung (MU II 91.13 f.): ay zartošt dīn-o avestā-wo zando pāzand be-hīrbed āmūz tā konand wa mardomān-rā biyāmūzand.

50 Vgl. z. B. Dk 7.7.8 ud az dastwarān arzawāg ī-š wizārišn nām abēzag gōwišnīh „Und nach der <etymologischen> Interpretation der Dastwars <bedeutet> der Name Arzawāg &lsquor;Reine Rede&rsquor; „.

51 A. de Jong: „Pazand and ‘retranscribed’ Pahlavi. On the Philology and History of late Zoroastrian Literature.‟ In: L. Paul (Hrsg.): Persian Origins—Early Judeo-Persian and the Emergence of New Persian. Wiesbaden 2003 (Iranica 6), S. 67–78.

52 Unbefriedigender ist eine Lesung mār-gan „Schlangenschläger‟ (&ap; pahl. xrafstar-gan, av. xrafstra-gan-).

53 A. V. Williams: The Pahlavi Rivāyat Accompanying the Dādestān ī Dēnīg. Part I: Transliteration, Transcription and Glossary. Part II: Translation, Commentary and Pahlavi Text. Kopenhagen 1990.

54 Es redet Ahreman.

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