Weiter zum Inhalt

‚Romantische Indomanie’ oder ‚orientalische Renaissance’? Zu einigen Erklärungsmustern für das Entstehen der Indologie in Deutschland


Seiten 185 - 210

DOI https://doi.org/10.13173/zeitdeutmorggese.165.1.0185




Summary

In recent decades, the notion of the ‘romantic roots of German Indology’ has become a ‘communis opinio’ of sorts. However, it draws its strength largely from repetition, rather than from argumentation. When checked against the evidence of the seminal Jena ‘Frühromantik’ around 1800 on the one hand, and Indological writings of the early 19th century on the other, it turns out to be an intricate fabric of misinterpretation and distortion. The same applies, mutatis mutandis, to the notion of an ‘Oriental Renaissance’, arguably the most problematic misconception in the field, considering its ‘post-orientalist’ legacy.

Göttingen

1 Überarbeiteter Vortrag, gehalten am 27. 5. 2013 in Rahmen des Seminars „Orientalismus, arische Weltanschauung und ‚Deutsche Indologie‛ ‟ am Institut für Indologie und Tibetologie der Ludwig-Maximilians-Universität, München, und in gekürzter Fassung am 25. 9. 2013 auf dem 32. Deutschen Orientalistentag, Münster, Sektion Indologie. Die Vortragsform wurde weitgehend beibehalten. Eine eingehende Darstellung der hier umrissenen Thematik soll meine in Vorbereitung befindliche Arbeit über Friedrich Schlegel bieten.

2 R. Schwab: La Renaissance orientale. Paris 1950; engl.: Oriental Renaissance: Europe's Rediscovery of India and the East, 1680–1880. Foreword by Edward W. Said. New York 1984 (zum englischen Untertitel s. u., Anm. 60). Schwabs Buch lieferte die Anregung für Saids Orientalism (London 1978), dessen einseitige und verzerrende Darstellung der Orientalistik zur ‚Gründungsurkunde‛ des Postorientalismus wurde (vgl. unten, Anm. 80).

3 Ich verwende diesen Begriff hier pauschal für jenes ‚den Romantikern‛ zugeschriebene, implizit zwanghafte Interesse an Indien, das meist in emotionalisierende oder psychologisierende Begriffe wie ‚Sehnsucht‛, ‚Leidenschaft‛, ‚Passion‛, ‚Wahn‛ usw. gefaßt wird.

4 Vgl. E. Behler: „Romantik.‟ In: J. Ritter u. a. (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie. Bd. 8. Basel 1992, Sp. 1076–1086; G. v. Wilpert: Sachwörterbuch der Literatur. Stuttgart 82001, S. 704–708.

5 F. Schlegel: „Gespräch über die Poesie‟ In: Athenäum: Eine Zeitschrift 3 (1800), S. 58–128, 169–187 = Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe [= KFSA]. Hrsg. v. E. Behler u. a. München 1958–, Bd. 2, S. 284–362; dort S. 333. – F. Schlegels Schriften werden im Folgenden zitiert nach Entstehungs- bzw. Ersterscheinungsjahr/KFSA Band: Seitenzahl, also: 1800/KFSA 2:333.

6 Dazu zuletzt J. Hanneder: „Some common errors concerning water-lilies and lotuses.‟ In: IIJ 50 (2007), S. 161–164.

7 In: P. Kluckhohn / R. Samuel (Hrsg.): Novalis Schriften: Die Werke Friedrich von Hardenbergs [= NoKS], 31977–. Bd. 1, S. 317–355. – Novalis' Schriften werden im Folgenden zitiert nach Entstehungs- bzw. Ersterscheinungsjahr/NoKS Aufl./Band:Seitenzahl, also: 1799/NoKS 31:317–355.

8 1799/NoKS 31:343; vgl. 341.

9 1799/NoKS 31:325; s. auch 205. Ähnliches gilt von Ludwig Tiecks ‚frühromantischem‛ Künstlerroman Franz Sternbalds Wanderungen (Berlin 1798) bis zu Joseph von Eichendorffs ‚spätromantischer‛ Novelle Aus dem Leben eines Taugenichts (Berlin 1826).

10 Siehe z. B. 1799/NoKS 31:341–344; auch 348 mit dem Kyffhäuser-Gebirge als Ort der blauen Blume; und in potenzierter Metaphorik: „Edda, die blaue Blume‟; vgl. den vorangestellten Entwurf (345): „Die ganze erste Hälfte des 2 ten Theils muß recht leicht, dreist, sorglos und nur mit einigen scharfen Strichen bemerkt werden. Die Poesie der verschiednen Nationen und Zeiten. Ossian. Edda. Morgenländische Poesie. Wilde. Französische – spanische, griechische, deutsche etc. Druiden. Minnesinger.‟ Bereits hier ist die blaue Blume in das Umfeld der frühromantischen Universalpoesie eingebettet (s. u.), allerdings ohne Nennung Indiens.

11 Siehe H. Heine: Historisch-kritische Gesamtausgabe. Band 8,1, Hamburg 1979, S. 142 f.; dieses Motiv zieht sich durch die gesamte Schrift, die insofern eher eine Auseinandersetzung mit dem Katholizismus als mit der Romantik ist.

12 Th. Echtermeyer / A. Ruge: „Der Protestantismus und die Romantik. Zur Verständigung über die Zeit und ihre Gegensätze. Ein Manifest.‟ Zuerst in: Hallische Jahrbücher 1839–1840; nachgedruckt in: W. Jaeschke (Hrsg.): Philosophie und Literatur im Vormärz: Der Streit um die Romantik (1820–1854). Hamburg 1995 (Philosophischliterarische Streitsache 41), Quellenband, S. 192–325.

13 Im linkshegelianischen Lager wurde das Stichwort alsbald aufgegriffen von H. Hettner: Die romantische Schule in ihrem inneren Zusammenhange mit Göthe und Schiller. Braunschweig 1850.

14 Etwa in der Beurteilung von F. Schlegels Indienbuch im (vermeintlichen) Zusammenhang mit seiner Konversion oder von Novalis' Schrift Die Christenheit oder Europa (1799); mehr dazu an anderer Stelle.

15 Verkürzt nach P. Kluckhohn: Das Ideengut der deutschen Romantik. Tübingen 51966 (Handbücherei der Deutschkunde 8), S. 8 f.: 1. die ‚Jenaer‛ Frühromantik, ca. 1797–1804; – 2. die ‚Heidelberger‛ Romantik, bis 1815; – 3. die ‚Spätromantik‛, bis in die 1830 er Jahre (in Wien, Schlesien, Bayern, Schwaben). Andere Einteilungen unterscheiden nur zwischen Früh- und Hochromantik.

16 Ohne die vier Seiten aus F. Schlegels Indienbuch; dazu s. u.

17 Dazu A. Hummel: „Lebenszwänge, Schreibräume, unirdisch. Eine kulturanthropologisch orientierte Deutung des ‚Mythos Günderrode‛.‟ In: Athenäum: Jahrbuch für Romantik 13 (2003), S. 61–91; dort S. 83 ff. zu ihrer ‚Exotik‛.

18 F. Schlegel selbst kleidete seine Gefühle bei der Abreise nach Paris in das allegorische Gedicht „Mahomets Flucht‟ (1803/KFSA 2:304 f.; vgl. H. Eichners Einleitung, S. XCIII).

19 Zum Beispiel A. L. Willson: A Mythical Image: The Ideal of India in German Romanticism. Durham, N. C. 1964. Beispielhaft sind die Ausführungen über Fichte, bei dem Willson „Spuren von [indischen; R. G.] Einflüssen‟ wahrnimmt, „über die Fichte selbst sich sehr wahrscheinlich nicht im klaren war‟ („shades of influence, very likely unrealized by Fichte himself‟; 1964:111).

20 In: F. v. Heyden: Dramatische Novellen. 2 Bde. Königsberg 1819, Bd. 1, S. 181–262.

21 August Wilhelm Schlegels „Bestattung des Brahminen. Eine Phantasie an meinen Bruder in Ostindien‟ (1787) kann hier unberücksichtigt bleiben, ebenso deren psychologisierende Interpretationen neueren Datums.

22 Thalia, 3. Bd., 10. Heft (1790), S. 72–88 = E. Böcking (Hrsg.): August Wilhelm von Schlegel's sämmtliche Werke. Leipzig 1846, Bd. 10, S. 33–36; 34 (Hervorhebung R. G.).

23 1791/KFSA 23:21; Hervorhebung R. G.

24 A. W. Schlegel: „Über Litteratur, Kunst und Geist des Zeitalters. Einige Vorlesungen in Berlin, zu Ende des J. 1802 gehalten.‟ In: Europa: eine Zeitschrift Bd. 2,1 (1803), S. 1–95; 43 f.: „Die Geschichte ist freilich, seit die großen Muster der Geschichtschreibung unter den Alten gelebt haben, um ein paar tausend Jahre länger geworden; es fragt sich aber, ob sie mit zunehmendem Alter nicht bloß klüger sondern auch weiser geworden sey; die Anhäufung der Thatsachen, welche uns die Vorwelt überliefert, ist ein bloßer Erfolg von Fortgange der Zeit; und ohne historische Weisheit, ohne den prophetischen Blick in die Vergangenheit sind wir dadurch um nichts gebessert.‟ Mit letzterer Bemerkung spielt August Wilhelm auf Friedrichs Athenaeum-Fragment Nr. 80 an: „Der Historiker ist ein rückwärts gekehrter Prophet‟ (1798/KFSA 2:176).

25 Bemerkenswert scheint mir auch A. W. Schlegels Bemühen um wissenschaftliche Objektivität, die das vorwegnimmt, was heute als ‚Eurozentrismus-Kritik‛ firmiert – woran deren moderne Protagonisten aber offenbar wenig Gefallen finden. Denn in die wohlfeilen Kategorien des diskurstheoretischen Jargons umgemünzt, wird A. W. Schlegels Bemühen unter ihren Händen zu einem bloßen „wissenschaftlichen Pathos, das dann viel eher verwandt ist mit einer Bildungsideologie, die später zur ‚Deutschen Ideologie‛ wird und entsprechend von Marx und Engels kritisiert werden sollte‟; A. Bhatti: „August Wilhelm Schlegels Indienexperiment. Kulturtransfer und Wissenschaft.‟ In: Y.-G. Mix / J. Strobel: Der Europäer August Wilhelm Schlegel: Romantischer Kulturtransfer – romantische Wissenswelten. Berlin 2010, S. 237–253; 247.

26 Fortgesetzt durch Ludwig Tieck (bzw. seine Tochter Dorothea im Verein mit Wolf Heinrich Graf von Baudissin).

27 Chézy konnte ihm aufgrund seiner geringen eigenen Kenntnisse nur die ersten Schritte erleichtern. Daß diese Tatsache bei Rosane und Ludo Rocher wieder zugunsten Chézys ‚relativiert‛ wird, ist wohl dem Umstand zu verdanken, daß sie den Mythos von Paris als dem Mekka der deutschen Orientalisten wiederzubeleben suchen; s. R. Rocher / L. Rocher: Founders of Western Indology: August Wilhelm von Schlegel and Henry Thomas Colebrooke in Correspondence 1820–1837. Wiesbaden 2013 (AKM 84), S. 6. Zu Paris als ‚Mekka‛ s. u., Anm. 41.

28 Sprich: gesellschaftliche (soziale).

29 Hervorhebung R.G.

30 Hervorhebungen R.G.

31 F. Majer: Allgemeines Mythologisches Lexicon aus Original-Quellen bearbeitet. Erste Abtheilung, die nicht altklassischen … (s. o.). 2 Bde. (mehr nicht erschienen). Weimar 1803–1804.

32 F. Majer: Mythologisches Taschenbuch, oder Darstellung und Schilderung der Mythen, religiösen Ideen und Gebräuche aller Völker. 2 Jahresbde. Weimar 1811–1812.

33 Brief an F. Schlegel vom 18. 6. 1800 (NoKS 31:358 = KFSA 25:127).

34 Eine Anspielung auf A. W. Schlegel und Ludwig Tieck.

35 Die englischen Kolonialherren.

36 Hervorhebung R.G.

37 A. Michaels: „Wissenschaft als Einheit von Religion, Philosophie und Poesie: Die Indologie als frühromantisches Projekt einer ganzheitlichen Wissenschaft.‟ In: G. Brandstetter / G. Neumann (Hrsg.): Romantische Wissenspoetik: Die Künste und die Wissenschaften um 1800. Würzburg 2004 (Stiftung für Romantikforschung 26), S. 325–339.

38 Hervorhebung R.G.

39 In der Anfang Oktober 2013 über die Heidelberger Indologie-Liste geführten Diskussion meines DOT-Vortrags konnte sich Michaels „nicht erklären‟, wie der „Zusatz‟ in seinen Text „hereinkam‟. Meines Erachtens erklärt sich seine Textmanipulation aus dem Kontext: mit Bezug auf das manipulierte Zitat nämlich behauptet Michaels gleich anschließend, dies sei „(…) ein Ausruf, der bald als programmatischer Leitsatz der Romantik anerkannt wurde. Man begann, in Indien den Ursprung fast aller Künste und Wissenschaften zu vermuten‟ (2004:331 f.; Hervorhebung R. G.). Diese durch nichts begründete Behauptung setzt also an der Stelle ‚Indien‛ voraus.

40 Siehe F. Schlegels Fragment Nr. 116, 1798/KFSA 1:182 f.

41 Den jüngsten Versuch, diese Legende wiederzubeleben, machten Rocher/Rocher (2013, S. 4): „Yet, it was Friedrich, [A. W. Schlegel's; R. G.] younger brother and fellow Frühromantiker, who first made the pilgrimage to Paris, then the Mecca of German Orientalists, to study Persian and Sanskrit‟ (eine ähnliche Zuschreibung dort S. 39, Anm. 71). Sie berufen sich hier auf H. Walravens: „Les recherches sur l'Extrême Orient au début du XIXe siècle ou Paris, Mecque des orientalistes allemands.‟ In: P. Rabault-Feuerhahn / C. Trautmann-Waller (Hrsg.): Itinéraires orientalistes entre France et Allemagne. Paris 2008 (Revue germanique internationale 7), S. 33–49. Walravens' Beitrag ist jedoch in keiner Hinsicht einschlägig, da er sich mit den (durchweg späteren) Beziehungen zwischen deutscher und französischer Ostasienwissenschaft beschäftigt. Zur Entstehungszeit der Indologie wird in einem anderen Beitrag desselben Bandes festgestellt: „Si Paris fut un lieu de naissance de l'indianisme allemand, c'est donc plutôt au sens géographique et pour des raisons matérielles (…)‟ (P Rabault-Feuerhahn: „Voyages d'études et migrations savantes Paris, lieu fondateur et provisoire de l'indianisme allemand‟, dort S. 139–156; 146). Die von anderen Beiträgern angestimmten Hymnen auf Paris, „la Mecque‟ (33, 116), „capitale de la science‟ (104) etc. klingen in bezug auf die Indologie ebenso schief wie Rabault-Feuerhahns Parolen von „lieu fondateur‟ (2008, S. 139), „‹ berceau › de l'indianisme allemand‟ und „destination privilégiée‟ (2008, S. 140).

42 K. v. Holtei (Hrsg.): Briefe an Ludwig Tieck. Breslau 1864, Bd. 3, S. 329.

43 Gelegentlich wird F. Schlegels Euphorie auch mit Novalis' Fragment „Von der Begeisterung‟ (ca. 1799/NoKS 32:22 f.) in Zusammenhang gebracht. Dies erscheint abwegig, da Novalis hier (Herder folgend) unter ‚Morgenland‛ den biblischen Ursprungsort des „göttliche[n] Feuer[s]‟ versteht (s. auch R. Samuel in NoKS 32:5).

44 J.-S. Bailly: Lettres sur l'origine des sciences, et sur celle des peuples de l'Asie, addressées à M. de Voltaire. London/Paris 1777, S. 4.

45 Helmina v. Chézy: „Überlieferungen und Umrisse aus Napoleon's Tagen. 4. Friedrich und Dorothea von Schlegel und ihr Übertritt zur katholischen Kirche‟. In: Der Freihafen 4 (1841), S. 181–199; 191.

46 Dies bezieht sich wahrscheinlich auf Jones' 9th Lecture (1792).

47 G. Vico: Principj di una scienza nuova intorno alla natura della nazioni (…). Neapel 1725 (dt.: Grundzüge einer neuen Wissenschaft über die gemeinschaftliche Natur der Völker. Leipzig 1822).

48 Siehe z. B. S. Vietta u. a. (Hrsg.): Wilhelm Heinrich Wackenroder: Sämtliche Werke und Briefe. Historisch-kritische Ausgabe. Bd. 2. Heidelberg 1991, S. 284–300.

49 Sein Umgang mit Handschriften beschränkte sich durchaus nicht auf indische, wie oben erwähnt.

50 1808/KFSA 8:419–433; 419.

51 Dies räumen auch R. und L. Rocher ein (2013, S. 8 f.) – womit ein englischer (oder gar französischer) Einfluß auf die Ausbildung des Faches als philologische Disziplin in sehr engen Grenzen zu sehen ist.

52 Wo in A. W. Schlegels indologischen Schriften L. und R. Rocher dennoch „romantic statements‟ (2013, S. 21) gefunden haben wollen und wie man sich diese vorzustellen hat, teilen sie nicht mit.

53 Aber auch im Indienbuch ist der Kreis seiner orientalistischen Interessen weiter gezogen; s. u., Anm. 70.

54 Vgl. E. Behler: „Das Indienbild der deutschen Romantik.‟ In: GermanischRomanische Monatsschrift 49 (1968), S. 21–37; 28 zum Indienbuch als „Umschlagpunkt des romantischen Indieninteresses‟.

55 E. Behler: „Die italienische Renaissance in der Literaturtheorie der Brüder Schlegel.‟ In: S. Vietta (Hrsg.): Romantik und Renaissance. Die Rezeption der italienischen Renaissance in der deutschen Romantik. Stuttgart/Weimar 1994, S. 176–195, dort 176, 194; ferner S. 194 f. zum grundlegenden Wandel in F. Schlegels Beurteilung dieser Zeit.

56 G. Vasari: Le vite de' più eccellenti architetti, pittori et scultori italiani da Cimabue insino a'tempi nostri. Florenz 1550.

57 J. Michelet: Tableau chronologique de l'histoire moderne. Paris 1826, S. 106.

58 J. Burckhardt: Die Cultur der Renaissance in Italien: Ein Versuch. Basel 1860.

59 J. Burckhardt: Weltgeschichtliche Betrachtungen. Berlin/Stuttgart 1905 (posthum hrsg. von J. Oeri), S. 67.

60 Auch der effekthaschende Titelzusatz „rediscovery of India (…)‟ in der englischen Ausgabe von Schwabs Buch [in der französischen dagegen nur „découverte du Sanskrit (…)‟] ist grundfalsch, weil die Kenntnis des Sanskrit durchaus neu und nicht etwa zeitweilig in Vergessenheit geraten war.

61 E. Quinet: Du génie des Religions. Paris 1842.

62 Dagegen bedurfte das Lateinstudium keiner ‚Renaissance‛, da seine Tradition nie abgebrochen war.

63 Vgl. F. Schlegels Brief vom 29. 10. 1798 (KFSA 24:189).

64 Cosimo de' Medici der Jüngere (1519–1574), Herzog der Toskana, dem Vasaris Werk auch gewidmet ist.

65 Besonders deutlich wird die beabsichtigte Parallelisierung in der Biographie des Bildhauers Donato/Donatello, der von Cosimo de' Medici dem Älteren (1389–1464; bei F. Schlegel „K/Cosmus‟) gefördert wurde; siehe G. Vasari: Das Leben des Donatello und des Michelozzo. V. Lorini (Übers.). Berlin 2013, S. 35, 51 f.; 98 f., 120.

66 Wie Vasari, so mußte auch F. Schlegel sich zur betreffenden Zeit um seine Existenz sorgen. Seine Hoffnungen auf eine Universitätslaufbahn hatten sich weder in Köln noch in Düsseldorf und Würzburg erfüllt, und seine desolate finanzielle Lage wurde nur durch Zuwendungen August Wilhelms und der Frau von Staël gemildert.

67 Vgl. die oben zitierten Überlegungen A. W. Schlegels in seinen Berliner Vorlesungen von 1802.

68 Dasselbe gilt für A. W. Schlegel (Indische Bibliothek, 1820, S. 22): „Soll das Studium der Indischen Litteratur gedeihen, so müssen durchaus die Grundsätze der classischen Philologie, und zwar mit der wissenschaftlichsten Schärfe, darauf angewandt werden.‟

69 R. Schwab 1950, S. 20 = 1984, S. 13; vgl. R. Grünendahl: Archives des artifices, or The Reinvention of ‚German Indology‛ in Terms of a Mythical Quest for National Origins. Halle 2012 (Studia Indologica Universitatis Halensis 5), S. 18 f.

70 1808/KFSA 8:229 ff.; darauf wurde auch kürzlich hingewiesen von V. Hösle: „The Search for the Orient in German Idealism.‟ In: ZDMG 163 (2013), S. 431–454; 438.

71 Wie letztlich die Poesie insgesamt: der weitaus größte Teil seines dichterischen Schaffens fällt in die Zeit vor 1808.

72 Was ihn übrigens veranlaßte, das „Gespräch über die Poesie‟ in der Ausg. Wien 1823 (Bd. 5) entsprechend zu revidieren.

73 Solange sie sich nicht auf eine andere (ungenannte) Quelle zurückführen läßt.

74 Hervorhebung R.G.

75 Von einer ‚romantischen Erblast‛ auch dieser Fächer ist mir nichts bekannt. Daß Michaels selbst mit dieser Erfindung Schule machen konnte, mag als Beispiel für die unten beschriebene ‚Schwarmintelligenz‛ dienen.

76 Mir ist nicht bekannt, daß Indologen es je für nötig gehalten hätten, sich gegen ‚Indien schwärmerei‛ in ihren eigenen Reihen oder unter ihren ‚Gründungsvätern‛ zu ‚wehren‛, und auch Michaels nennt kein Beispiel. Daß sie sich gelegentlich von populären Indienbildern distanzieren, die sich durchweg aus anderen Quellen speisen, ist für den hier gegebenen Zusammenhang ohne Belang.

77 Zum ‚Kontext‛ dieses Theorems siehe J. Hanneders Besprechung einschlägiger Werke in ZDMG 161 (2011), S. 225.

78 Hervorhebungen R.G.

79 Zu diesem Aspekt von Michaels' Artikel siehe auch J. Hanneder: „Präsenz und Philologie.‟ In: S. Fielitz (Hrsg.): Präsenz interdisziplinär. Kritik und Entfaltung einer Intuition. Heidelberg 2012 (Beiträge zur neueren Literaturgeschichte 301), S. 287–303; 297 ff.

80 Saids Orientalism wurde inzwischen mehrfach in allen Einzelheiten widerlegt (Literatur hinweise siehe Grünendahl 2012 [vgl. Anm. 69], S. 34). Das Wesentliche zu Indens Imagining India findet sich bereits bei R. W. Lariviere: Protestants, Orientalists, and Brāhmaṇas: Reconstructing Indian Social History. Amsterdam 1995.

81 S. Pollock: „Deep Orientalism? Notes on Sanskrit and Power Beyond the Raj.‟ In: C. A. Breckenridge / P. van der Veer (Hrsg.): Orientalism and the Postcolonial Predicament: Perspectives on South Asia. Philadelphia 1993 (South Asia Seminar Series. New Cultural Studies. Papers presented at the 44th Annual South Asia Seminar held at the University of Pennsylvania, 1988/1989), S. 76–133.

82 Pollocks (Selbst-)Stilisierung zum Propheten einer ‚transnationalen Zukunftsphilologie‛ ist neueren Datums.

83 Siehe dazu R. Grünendahl: „History in the Making: On Sheldon Pollock's ‚NS Indology‛ and Vishwa Adluri's ‚Pride and Prejudice‛.‟ In: International Journal of Hindu Studies 16 (2012), S. 189–257 (mit weiteren Literaturhinweisen); in Sachen ‚Methode‛ s. dort 204 f. und 210 f. zu einer Textmanipulation Pollocks. Zur Objektivität der ‚historisierenden Zunft‛ der USA im allgemeinen siehe P. Novick: That Noble Dream: The „Objectivity Question‟ and the American Historical Profession. Cambridge 1988.

Empfehlen


Export Citation