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Abū al-Faraj ʿAlī ibn al-Ḥusayn ibn Hindū: The Key to Medicine and a Guide for Students. Miftāḥ al-ṭibb wa-minhāj al-ṭullāb. Translated by Aida Tibi. Reviewed by Emilie Savage-Smith. Reading: Ithaca Press / Garnet Publishing 2010. XX, 140 S. ISBN 978-1-85964-236-8. € 81,99 (Hardcover); ISBN 978-1-85964-237-5. € 27,99 (Paperback, 2011).


Pages 236 - 239

DOI https://doi.org/10.13173/zeitdeutmorggese.165.1.0236




Biburg

1 Zum Autor sei auf den Artikel von L. Richter-Bernburg hingewiesen: „Ebn Hendū.‟ In: EIr VIII, S. 29 f. Für grundlegende Informationen zum Werk siehe: M. Ullmann: Die Medizin im Islam. Leiden 1970 (HdO. Erste Abteilung. Ergänzungsband VI. Erster Abschnitt), S. 65 ff.

2 Abū l-Faraǧ b. Hindū: Miftāḥ aṭ-ṭibb wa-minhāǧ aṭ-ṭullāb. Hrsg. von Mahdī Muḥaqqiq / Muḥammad Taqī Dānišpažūh. Teheran 1368 š/1989. Diese Edition enthält auch eine knappe Paraphrase des Textes in englischer Sprache. Eine weitere Edition stammt von ʿAlī al-Manṣūrī (Beirut 1422/2002). Letztere war die Vorlage der hier zu besprechenden Übersetzung. Ergänzend haben die Bearbeiterinnen aber auch zwei Handschriften des Miftāḥ herangezogen, die jedoch nicht vollständig kollationiert wurden (vgl. S. XV f.).

3 Um der Chronistenpflicht zu genügen, darf hier nicht verschwiegen werden, dass sich das board dieses Zentrums nicht ausschließlich aus verdienten Philologen zusammensetzt. Neben Honoratioren dieser Universität und des Staates Katar gehört ihm auch der famose Yūsuf al-Qaraḍāwī an. Freilich soll den Bearbeiterinnen hier keine Tendenz unter stellt werden, ihr Werk genügt durchaus dem Postulat werturteilsfreier Wissenschaft.

4 Die meisten Übersetzungsfehler, die zu konstatieren waren, beruhen nur auf Unachtsamkeit. Manchmal werden Begriffe an einer Stelle richtig und an anderer falsch übersetzt. Wāḍiʿī l-luġāt sind tatsächlich „those who formulated languages‟ (S. 43,3) und nicht „language specialists‟ (S. 15,3); „judge of judges‟ (S. 35, S. 46) für qāḍī l-quḍāt ist nicht verständlich, „supreme field of studies‟ (S. 54,17) für ṣināʿat aṣ-ṣināʿāt hingegen ist es; ḥayy nāṭiq ist sicher nicht „a mortal that speaks‟ (S. 29,35), sondern eher „a living being that talks‟ (S. 45,9) – besser wäre aber „a rational being‟, gemeint ist nämlich Aristoteles' Definition des Menschen als ζῷον λογικόν. Ferner sind bāqī l-kawākib as-sayyāra die „übrigen Planeten‟ und nicht „the retrograde motion of the planets‟ (S. 36). Auf S. 39,21 wurde ein yā iḫwānī übersehen. S. 61,10 u. S. 113 Anm. 80 lies (mit ed. Manṣūrī S. 132,8): al-mirār al-aswad statt al-mirār; S. 112 Anm. 61 lies: aṣnāf statt aṣnaf; S. 113 Anm. 81 lies: qūwa statt quwā; S. 75, S. 69 u. S. 130 lies: marāqq statt marrāq; S. 94 lies: nasr statt niṣr. Die Bezeichnung einer Orchideenart als „fox's testicles‟ (ḫuṣā ṯ-ṯaʿlab) ist übrigens gar nicht so „strange‟ (S. XVII), da es sich um eine wörtliche Entsprechung zu ὄρχις handelt. Die Benennung bezieht sich auf die tatsächliche Ähnlichkeit zwischen dem Wurzelknoten der Pflanze und dem Kurzwildbret des Fuchses.

5 Die Stelle war schon von A. Dietrich eingehend untersucht worden: Medicinalia arabica. Studien über arabische medizinische Handschriften in türkischen und syrischen Bibliotheken. Göttingen 1966, S. 199 ff. Zu Ibn al-Ḫammār siehe Artikel von W. M. Watt: „Ebn Ḵammār.‟ In: EIr VIII, S. 36 f.

6 Die Übersetzung der Glosse von S. 56 (ed. Manṣūrī S. 123,9) ist fehlerhaft. Statt „In Syriac, nature is known as entity (kiyān)‟ muss wa-ṭ-ṭabīʿatu tudʿā bi-s-suryānīyati kyānā – und nicht: kiyānan! – als „auf Syrisch heißt die Natur ܐܢܝܟ‟ verstanden werden. Tatsächlich geben die Glossographen als Übersetzung von ܐܢܝܟ‟ ṭabīʿa, ǧauhar oder kiyān an (R. Payne Smith: Thesaurus syriacus. 2 Bde. Oxford 1879–1901, Bd. I Sp. 1703,21; Bar Bahlūl: Lexicon syriacum ed. R. Duval. 3 Bde. Paris 1890–1901, Bd. I Sp. 888,18). Das syrische Wort für qurṣ al-kaukab (S. 90) ist als ܐܢܝܟܕܙܡ ܠܐ ܐܒܟܘܟ aufzulösen. Es handelt sich um den ἀστὴρ ἀνίκητος von Galens Comp. med. loc. (Claudii Galeni Opera omnia. Editionem curavit C G. Kühn. 20 Bde. Leipzig 1821–1833, XIII 165,2; vgl. F. Käs: Die Mineralien in der arabischen Pharmakognosie. 2. Bde. Wiesbaden 2010, Bd. II S. 773; O. Kahl: The Dispensatory of Ibn at-Tilmīḏ. Leiden 2007, S. 186, Nr. 24).

7 Diese Dichotomie ist auch sonst bei den Arabern sehr verbreitet. In Ḥunains Masāʾil ist sie etwa Gegenstand der allerersten Frage (Ḥunain b. Isḥāq: al-Masāʾil fī ṭ-ṭibb li-l-mutaʿallimīn. Ed. M. A. Abū Rayyān et al. Kairo 1978, S. 1,2).

8 Galeni De optimo docendi genere, Exhortatio ad medicinam (Protrepticus), edidit et in linguam Italicam vertit A. Barigazzi. Berlin 1991 (Corpus Medicorum Graecorum V 1,1).

9 Eliae in Porphyrii Isagogen et Aristotelis Categorias commentaria. Ed. A. Busse. Berlin 1900 (Commentaria in Aristotelem Graeca 18,1), S. 118,18; vgl. H. G. Liddell / R. Scott: A Greek-English Lexicon. Oxford 91940, S. 8 b (s. v. ἀγεωμέτρητος).

10 Ibn Hindū hat auch selbst eine gnomologische Schrift mit dem Titel al-Kalim arrūḥānīya min al-ḥikam al-yūnānīya verfasst. M. Ullmann (Tübingen) hat sich die Mühe gemacht, den Platon-Abschnitt des Werkes (ed. M. al-Qabbānī, Kairo 1318 [1900], S. 8–65) und weitere Quellen für mich durchzusehen, wofür ihm an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt sei. Bemerkenswerterweise fehlt der Sinnspruch dort ebenso wie in vergleich baren Schriften, etwa dem Muntaḫab Ṣiwān al-ḥikma (D. M. Dunlop: The Muntakhab Ṣiwân al-Ḥikmah of Abû Sulaimân as-Sijistânî. The Hague 1979, S. 36–39) oder D. Gutas' Greek wisdom literature in Arabic translation (New Haven 1975, S. 116–157).

11 Nach anderer Deutung soll es sich entgegen Kühns Lesung gar nicht um eine eigenständige Person handeln (H. von Vilas: Der Arzt und Philosoph Asklepiades von Bithynien. Wien 1903, S. 12 ff.; vgl. Paulys Real encyclopädie der Classischen Altertumswissenschaft. Neue Bearbeitung von G. Wissowa. Stuttgart 1893 ff., Bd. XI,1 Sp. 374). Vielmehr könnte dieses Κιανός oder Κιηνός ein Beiname des unmittelbar vorher aufgelisteten Asklepiades von Bithynien (ibid. Bd. II,2 Sp. 1632 [39. A.]) sein, der aus Kios/Prusias stammte.

12 Den Ibis, der seinen Schnabel mit Meer- oder Nilwasser füllt, diesen in den After einführt und auf diese Weise Koliken kuriert, findet man wiederum in Galens Introductio sive medicus (Kühn 1827, XIV 675,13–16). Von einer erfolgreichen Aderlasstherapie, die ihm selbst im Traum befohlen wurde, berichtet Galen in De venae sectione adversus Erasistratum (Kühn 1826, XI 314,16–315,7; vgl. F. Käs: Die Risāla fī l-Ḫawāṣṣ des Ibn al-Ǧazzār. Wiesbaden 2012 [AKM 79], S. 64,6; S. 108).

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