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Bhūtis Svabodhasiddhi


Seiten 153 - 166

DOI https://doi.org/10.13173/zeitdeutmorggese.167.1.0153




The Svabodhasiddhi, a small work known from a single manuscript that recently came to light, was identified by Alexis Sanderson as probably being from the pen of the the 10th century Kashmirian Śaiva master Bhūtirāja. It is edited here from the codex unicus and translated. Beyond the parallels to texts from the Śaivaite school of Krama, in which Bhūtirāja is considered as one of the crucial Gurus, we find parallels to the Mokṣopāya, which still remain to be explained.

Marburg

1 Zur Sammlung siehe G. Ehlers: Die Śāradā-Handschriften der Sammlung Janert der Staatsbibliothek zu Berlin — Preußischer Kulturbesitz. Stuttgart 2006, S. 7.

2 Circa 975–1025 n. Chr.

3 Über den Śivaismus als eigene Religion neben Viṣṇuismus, Buddhismus und Jainismus und sein Verhältnis zur Veda-orientierten Orthodoxie siehe A. Sanderson: „Kashmir‟. In: K. A. Jacobsen (Hrsg.): Brill's Encyclopedia of Hinduism. Erster Band. Leiden 2009. S. 99–126.

4 Die Details sind naturgemäß komplexer. Die Lehre des „Großen Monismus‟ (mahādvaita) umfaßt nämlich die Dualität und Nichtdualität und wäre ohne diese auch gar nicht denkbar.

5 Siehe A. Sanderson: „The Śaiva Exegesis of Kashmir.“ In: Tantric Studies in Memory of Hélène Brunner. Pondichéry 2007, S. 352.

6 Das Idiom ist nicht anderweitig bekannt, und es könnte dem Kontext folgend bedeuten, daß er bei „Hinz und Kunz‟ Schüler war.

7 Tantrāloka 13.344. Siehe The Tantrāloka of Abhinavagupta (ed. Madhusūdan Kaul Śāstrī). Bombay/Srinagar 1918–1938.

8 Sanderson 2007, S. 328, zitiert eine Liste aus Tantrāloka 37.60–62 mit fünfzehn Namen von Lehrern.

9 Sanderson 2007, S. 360.

10 Dies beruht auf dem Schluß der Īśvarapratyabhijñāvivṛtivimarśinī, siehe Sanderson 2007, S. 360.

11 Auch nicht 8.410 oder 30.120.

12 Dort spricht die Wendung gurutara eher für eine Schülerschaft des Vaters. Siehe J. Hanneder: Abhinavagupta's Philosophy of Revelation. An Edition and Annotated Translation of Mālinīślokavārttika I, 1–399. Groningen 1998, S. 58.

13 Sanderson 2007, S. 362.

14 Staatsbibliothek Berlin, Hs or 11415, ff. 57v-60r.

15 iti śrībhaṭṭabhūtiviracitā svabodhasiddhis samāptā.

16 Sanderson 2007, S. 364–367.

17 Siehe oben.

18 Siehe oben.

19 Op. cit., S. 364f.

20 Genaugenommen sind dies Strophen 2, 3, 6, 7, 9, 10 sowie 22–24. Ich folge dieser Textversion, außer in 9 b, wo svabodha vermutlich ein Druckfehler ist. Die Hs. liest das metrisch korrekte svabodhe, und damit kann auch Sandersons Korrektur in 14 a entfallen. Eine andere stillschweigende Konjektur findet sich in 22 a.

21 sva ist hier i. S. v. ātman verstanden. In der Übersetzung des Wortes ātman folge ich dem Vorschlag Walter Slajes (Upanishaden. Arkanum des Veda. Frankfurt a. M. 2009, S. 409). Gemeint ist also, daß Śiva in jedem Menschen wohnt. Es wäre auch eine Deutung als „in sich ruhend‟ wie in 10 d, dort allerdings auf den Menschen bezogen, möglich.

22 Die Füße, die bei der Begrüßung von Höherstehenden berührt werden, stehen hier bildlich für den Akt der Verehrung.

23 Der saṃsāra wird typischerweise als Ozean versinnbildlicht.

24 Die Sanskritbegriffe manas, cetas usw. bezeichnen je nach Philosophie und Genre unterschiedliche Konzepte, im Śivaismus von einem tattva bis hin zu eher allgemeinen Vorstellungen von einer Denkfunktion. Im vorliegenden Text, fasse ich manas als Sitz bzw. Gesamtheit individueller Regungen des Denkens und Fühlens auf, also „Geist‟ eher im Sinne von mind (nicht spirit).

25 Möglicherweise Anspielung auf Taittirīyopaniṣad 2.4.1. (yato vāco nivartante aprāpya manasā saha).

26 Wörtl.: „die ohne Bezeichnung ist‟.

27 Die beiden Hälften der Strophe sind im überlieferten Text nicht konstruierbar, daher folge ich einem Konjekturvorschlag von Roland Steiner.

28 Der Text bei Sanderson (svabodhajāgarūkatā) ist unmetrisch.

29 kañcuka, auch „Hülle, Panzer‟, dürfte im śivaitischen Kontext als „Schlangenhaut‟ gedacht sein, siehe unten.

30 Wörtlich: „durch eigenes Vermögen‟.

31 Oder: „losgelöst, befreit‟ (kevala).

32 Gemeint ist das Subjekt der Wahrnehmung.

33 Der Leser wird hier einen Anklang an Yogasūtra 1.3 (tadā draṣṭuḥ svarūpe ‘vasthānam) erkannt haben.

34 Oder mit abgetrenntem samyak: „völlig zur Verwirklichung‟.

35 Wörtl. „die Sonne für die Dunkelheit‟.

36 Die Deutung verdanke ich Roland Steiner.

37 Ich gehe von einer in der Śāradā leicht erklärbaren Verschreibung aus, denn die überlieferte Lesart parijñā-āpti ist sehr umständlich.

38 grāhyagrāhakatā würde man in einem rein philosophischen Kontext als Ursache-Wirkungs-Verhältnis verstehen. Im Bezug auf die Meditation dürfte aber eher das subjektive Empfinden oder die Gewißheit, daß die Subjekt-Objekt-Spaltung überwunden ist, gemeint sein.

39 Hier ist svasthiti nach dem in 22 ab gegebenen Kontext ausgedeutet.

40 Ich verstehe bhramaṇavibhrama hier als Verstärkung und śāstra im Sinne von śaivaśāstra etc.

41 Die Syntax vor allem der ersten Zeile ist undurchsichtig.

42 Man könnte auch von einer Person ausgehen: „als Wissender‟ (jñānī) […] „als Yogi‟.

43 vṛtti hier im Sinne von cittavṛtti.

44 Aus der Sicht des Zielsprache machen die verschiedenen Übersetzungsmöglichkeiten für sakṛt einen großen Unterschied: denkbar wäre nämlich auch „auf einmal‟ oder „ein für alle mal‟.

45 Es ist nicht klar, was mit vāganubhava gemeint sein könnte. Falls es kein technischer oder philosophischer Ausdruck sein sollte, könnte die Implikation sein, daß Schüler, sobald sie in der Lage sind, die Unterweisung sprachlich zu verstehen, auch unterrichtet werden sollen.

46 Die Doppeldeutigkeit — der Text erhellt das Bewußtsein des Lesers, aber auch das Konzept des Bewußtseins — ist hier wohl intendiert.

47 Die Übersetzung beruht auf hilfreichen Vorschlägen von Roland Steiner. Das Problem bleibt die kontextuelle Deutung: Will der Autor die Gelehrsamkeit geißeln, oder will er andeuten, daß ein vielseitig Gelehrter von dieser Unterweisung besonders profitieren würde.

48 Wörtl: „den aus dem Mund des Guru gelehrten Śiva‟.

49 Alle Belege der Bücher 1–5 beziehen sich auf die kritische Edition (Anonymus Casmiriensis: Mokṣopāya. Historisch-kritische Gesamtausgabe. Herausgegeben unter der Leitung von Walter Slaje). [Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz. Veröffentlichungen der Indologischen Kommission]. Wiesbaden: Harrassowitz 2011 ff.), die Belege im sechsten Buch stammen aus den noch nicht veröffentlichten Vorarbeiten des Mokṣopāya-Projekts, für die ich den Herausgebern danke.

50 2.10.3; 3.96.29; 5.11.6; 5.54.42; 5.84.17; 5.94.66; 6.356.28.

51 3.116.1; 3.136.21; 3.137.19; 6.39.22, 6.57.33.

52 Zum Beispiel vikalpajāla: 1.25.43; 3.63.3; 3.96.26; 3.101.32; 3.116.8; 3.122.44; 4.35.50; 5.5.49; 5.51.21; 6.326.45.

53 nirastakalpanājāla: 3.136.21 und 3.137.19.

54 Aus sadā spandakṛtagrāsā in Jayarathayāmala.

55 2.10.11; 3.9.61, 62, 64; 3.67.6 usw.

56 ekātmā svasattānubhavī yathā (VI.30.96).

57 Zitiert von Jayaratha in seinem Tantrālokaviveka zu 15.105: mokṣārthī sarvam etat tu sarpakañcukavat tyajet.

58 Sanderson 2007, S. 332, siehe auch 296 und 311.

59 Man könnte noch weitere Zitate beibringen, die dieses Bild bestätigen, wie etwa das Zitat eines nicht näher benannten „großen Yogī‟ in Kṣemarājas Kommentar zu Stavacintāmaṇi (118), wo wir im Ausdruck nirastakaraṇaḥ paramaḥ samādhiḥ eine deutliche Parallele zu Svabodhasiddhi 25 nirastakaraṇo yena samādhiḥ sevitaḥ finden.

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