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Yāḻppāṇa Vaipava Mālai, Kailāya Mālai und Vaiyāp Pāṭal: Kulturelle Wahrnehmungen in der historischen Literatur der Jaffna-Tamilen


Seiten 469 - 500

DOI https://doi.org/10.13173/zeitdeutmorggese.164.2.0469




Summary

Since the late 19th century, the Yāḻppāṇa Vaipava Mālai, a compilation and addition of two earlier chronicles, Kailāya Mālai and Vaiyāp Pāṭal, has become the definitve point of reference for Sri Lankan Tamil identity. The article translates and examines three episodes that are narrated in all three chronicles and highlights their significance for Sri Lankan Tamil identity and historical legitimacy of rule. All three have become myths of origin and foundation for the Jaffna consciousness. The episodes discussed are that of the lyre player, of a princess who got cured from a disease and got married in Jaffna and of the establishment of the Jaffna kingdom by a South Indian ruling house.

Passau

1 Für die Durchsicht und die ausführliche Diskussion danke ich Adelheid Mette. Ihre kritischen Anmerkungen und Vorschläge haben die Qualität dieses Aufsatzes sehr gestärkt. Alle Fehler und Irrtümer gehen zu meinen Lasten.

2 Einzig das YVM wurde bisher komplett ins Englische übersetzt, von KM und VP liegen, soweit mir bekannt, keine Übertragungen ins Englische vor.

3 Mahānāma: The Mahāvaṃsa or the Great Chronicle of Ceylon. Translated into English by Wilhelm Geiger. London 1912.

4 Culavamsa, being the more recent part of the Mahavamsa. Vol. 1, 2. London 1925/1927 (Pali Text Society).

5 S. Pathmanathan: The Kingdom of Jaffna. Part 1: ca. 1250–1450. Colombo 1978.

6 Cuvāmi Ñāṉappirakācar, OMI: Yāḻppāṇa Vaipava Vimarcaṉam. Tamiḻaracar Ukam. Achchuvely 1928 (A Critical History of Jaffna: The Tamil Era), S. 2–3. N. B.: Dieser Autor publizierte auf Englisch und Tamil. Die Schreibweise seines Namens unterscheidet sich daher je nach Sprache des Textes: Gnanaprakasar (Gnana Prakasar) für englische Veröffentlichungen, (Cuvāmi) Ñāṉappirakācar für die tamilischen. Verweise im Text verwenden Gnanaprakasar außer in Zitaten.

7 Zu den Quellen des YVM s. Revd. S. Gnana Prakasar O.M.I.: „Sources of the Yalppana-Vaipava-Malai.‟ In: The Ceylon Antiquary and Literary Register 6 (1920–1921), S. 135–141.

8 Die Verse erscheinen in dieser Form in der YVM-Ausgabe von 1953. In den Fußnoten ist angemerkt, daß Vorrede a) die ‚gebräuchliche‛ sei, während Vorrede b) einer von Mutaliyār Irācanāyakam 1934 herausgegebenen alternativen Abschrift entnommen sei (S. 1–2).

9 Mayilvākaṉap Pulavar: Yāḻppāṇa Vaipava Mālai, with an appendix by Kula Capanātaṉ. Colombo 1953 (reprint of the edition of 1949), Introduction; Ce Ve Jampuliṅkam Piḷḷai (Hrsg.): Kailāya Mālai. Ceṉṉai 1939 (hiernach zitiert als KM); Vaiyāpuri Piḷḷai: Vaiyāp Pāṭal. Hrsg. von K. S. Nadarajah. Colombo 1980 (hiernach zitiert als VP). N.B.: Gnanaprakasar zitiert nach einer von Kailācappiḷḷai von Nallūr herausgegebenen Ausgabe des KM.

10 Ñāṉappirakācar 1928, S. 3–4.

11 Ob die in Klammern angegebenen Jahreszahlen n. Chr. vom Herausgeber eingefügt wurden oder bereits im Original erscheinen, vermag ich nicht zu entscheiden.

12 K. M. de Silva: „The ‘Traditional Homelands’ of the Tamils of Sri Lanka: A Historical Appraisal.‟ In: ICES Occasional paper 1, Colombo 1987.

13 Fr. Fernaõ de Queyroz: The Conquest (Temporal and Spiritual) of Ceylon. Lisbon 1688. Translated by Fr. S. G. Perera, S. J. Galle 1929.

14 Es ist spekuliert worden, daß Maṉunīticōḻaṉ eine Tamilübersetzung des Namens Manu, des Verfassers des Manudharmaśāstra, sei. Der König scheint allerdings historisch zu sein, auch wenn es die ihn umgebenden Mythen nicht sind.

15 Wer mit den sinhalesischen Chroniken vertraut ist, wird hier einige diesen entnommene topoi erkennen. Ich weise auf diese nicht immer hin.

16 Das Tirukkōṇācala Vaipavam erwähnt einen König Varamātēvar aus dem Geschlecht Maṉunītikaṇṭacōḻaṉ, der den Tempel ursprünglich erbaute, sich dann aber nach Cōḻanāṭu zurückziehen mußte. Sein Sohn Kuḷakkōṭṭān eroberte Trincomalee zurück und restaurierte den Tempel. Akilēcppiḷḷai (1853–1910): Tirukkōṇācala Vaipavam. Ed. by his son Aḻakaikkōṉ. Kokkuvil 1950, S. 33, 37–38.

17 S. Pathmanathan: „Feudal Polity in Medieval Ceylon: An Examination of the Chieftaincies of the Vaṉṉi.‟ In: The Ceylon Journal of Historical and Social Studies N.S. 2 (1972), S. 118–130.

18 Ñāṉappirakācar und ihm folgend Pathmanathan u. a. nennen sie Marutapiravikavalli; Ñāṉappirakācar berichtet von einem alternativen Namen Marutapiravakavalli, der sich mit „Valli der großen Sturmflut‟ übersetzen läßt. Ñāṉappirakācar will hier auch Bezüge zu Sundarī, der in einem Körbchen ausgesetzten Prinzessin von Madurai und einem ähnlichen Mythos aus Kelaniya erkennen. Auf dieses faszinierende Thema einzugehen, würde hier viel zu weit führen; im Osten Sri Lankas ist diese Überlieferung aber noch weit verbreitet.

19 Der Begriff ‚Stadt‛ ist hier ungenau, da etwas weiter im Text von der Haupstadt Yāḻppāṇams, Nallūr, die Rede ist.

20 Ñāṉappirakācar 1928, S. 15.

21 Es sind hier zwei Lesarten möglich: entweder Südilaṅkai, das südliche Ilaṅkai, oder das im Süden gelegene Ilaṅkai, was dann nur die Insel südlich von Indien bezeichnen würde. Grammatikalisch ist allerdings die erste Lesart wahrscheinlicher.

22 Pathmanathan 1972, S. 185.

23 Die Kleinfürsten des Vaṉṉi nahmen häufig den Namen Pūppāṇaṉ an. Man könnte ihn mit ‚pāṇaṉ, der über die Erde herrscht‛ wiedergeben.

24 Ñāṉappirakācar 1928, S. 80.

25 Ñāṉappirakācar 1928, S. 65. Die Bezeichnung Tamilherrscher könnte dann daher rühren, daß Māgha eben kein Tamile war. Puvirācaṉ war auch der Name eines späten Herrschers (16. Jh.) in Jaffna.

26 B. Stein: Peasant state and society in medieval South India. Oxford 1999; B. Stein: „The Segmentary State in South Indian History.‟ In: R. G. Fox (Hrsg.): Realm and Region in traditional India. Durham 1977.

27 Sri Lanka war für seine Perlen berühmt: MV, S. 61 berichtet, daß Vijaya nach seiner Hochzeit mit der Pandyaprinzessin jedes Jahr Perlaustern an seinen Schwiegervater, den Pandyakönig, gesandt habe.

28 Pathmanathan 1978, S. 261–262.

29 Naṭu bedeutet im Tamil sowohl ‘pflanzen, anbauen’ wie ‘bauen, aufbauen’.

30 Ñāṉappirakācar 1928, S. 2–3.

31 Die löwenähnlichen Merkmale können daher auch lediglich auf löwenähnliche Eigenschaften wie Mut und Stärke hindeuten.

32 Ñāṉappirakācar 1928, S. 2–3. Der Originaltext lag mir nicht vor.

33 Ñāṉappirakācar 1928, S. 4–5. Pathmanathan 1978, zitiert und paraphrasiert diese Stelle als VP 8–19. Dies kann jedoch nicht stimmen, denn das VP enthält fast nichts von diesen Informationen. Offensichtlich hat Pathmanathan hier (Pathmanathan 1978, S. 209) die Paraphrase des Vaiyā von Ñāṉappirakācar unkorrekt übernommen.

34 Die historischen Aspekte sind sehr kenntnisreich von Ñāṉappirakācar 1928, Gnana Prakasar 1920–1921, Pathmanathan 1978 und K. Indrapala: Dravidian settlements in Ceylon and the beginnings of the Kingdom of Jaffna. Thesis submitted for the Degree of Doctor of Philosophy, University of London 1965 (unveröff.), um nur einige zu nennen, diskutiert worden. Siehe auch Dagmar Hellmann-Rajanayagam: Von Jaffna nach Killinocchi. Würzburg 2007.

35 Pathmanathan 1978, S. 209.

36 Auf die sich wandelnden und unterschiedlichen ethnischen, linguistischen und anderen Definitionen von Tamilen und Sinhalesen einzugehen würde hier zu weit führen, s. dazu u. a. R. A. L. H. Gunawardene: „The People of the Lion: Sinhala Consciousness in History and Historiography.‟ In: Ethnicity and Social Change in Sri Lanka. Hrsg. von Social Scientists Association. Colombo 1985, S. 55–107, und Hellmann-Rajanayagam 2007, S. 259f.

37 Die Beziehungen lokaler sri-lankanischer Herrscher zur Pāṇṭiya-Dynastie in Madurai sind ebenfalls aus dem MV bekannt.

38 Ñāṉappirakācar 1928, S. 3 (Fußnote), hält eine Tradition, die die Cīṉār als Sinhalesen ansieht, für nicht befriedigend. Er behauptet, man könne immer noch Spuren chinesischer Präsenz in Chilaw finden.

39 Utaya Tārakai (Morning Star), 16. Januar 1845; 9. Oktober 1845.

40 Hierzu detailliert Hellmann-Rajanayagam 2007, S. 78f.

41 Vgl. Dagmar Hellmann-Rajanayagam: The Tamil Tigers—Armed Struggle for Identity. Stuttgart 1994.

42 Erimalai (Vulkan), Paris, Februar 1989, S. 9.

43 Der Mythos der Glocke und die Erzählung, daß eine Kuh, deren Kalb der König überfahren hatte, die Glocke läutete, woraufhin er seinen eigenen Sohn töten ließ, sind in Süd- und Südostasien weit verbreitete Motive.

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